Ihr Ziel ist der Thermodon. Am nahen Fluß gibt es eine im Frühjahr oft überschwemmte Wiese. Sie ist allen Kranichen als nahrungsreich bekannt. Einige Kinder kennen den Ausflug mit Marpesia. Sie halten alle Neuen zum Schweigen an. Die sind auch viel zu gespannt, die Vögel zu sehen, von denen die Erwachsenen so oft reden. Auf dem Weg erinnert Marpesia an die Tigerübung. Das so genannte Anschleichen haben einige Männer den Kindern gerade beigebracht. Sie bittet sie, jetzt zu zeigen, was sie gelernt haben.

Alle erreichen ein Gebüsch mit gutem Überblick, ohne bemerkt worden zu sein. Der Schwarm erinnert Adonis an Themiskyra. Eine Familie mit teils schlafenden, teils spielenden Kindern scheint dort versammelt. Marpesia erkennt an der Unruhe, daß der Abflug kurz bevor steht. Einige Kraniche fressen noch, aber viele laufen umher, als wollten sie vor dem Flug die Glieder noch einmal gründlich auflockern. Einer der Kraniche kommt verschlafen ganz nahe an ihrem Versteck vorbei. 

 Perithymone zischelt ihrer Großmutter zu: Sieh mal, der ist noch gar nicht wach. Soll ich den greifen? 
Marpesia flüstert zurück: Versuche es. Er ist wacher als er scheint. 
In diesem Moment geht ein überraschender Ruck durch das Tier. Ein anderer Vogel nähert sich und scheint zu provozieren. Ein Kampf zwischen ihnen beginnt. Der Angreifer hat den scheinbar Schläfrigen völlig unterschätzt. Die Präzision der Schnabelhiebe, der Stöße mit dem Körper, der Tritte, der Flügelschläge und besonders die eleganten Ausweichmanöver reißen einfach mit. Alle halten sich an Marpesias Mahnungen, nur robbt Perithymone nach vorne. Sie möchte die beiden Streithähne trennen. Doch beide Gegner sind so auf einander fixiert, daß sie sich von dem Kind nicht aufhalten lassen. Ihre Kameraden läßt die Erfahrung mit Peri, mit Erfolg rechnen. Doch Marpesia flüstert: Wäre sie für die Beiden kein ungefährlicher Störenfried, gingen sie beide auf Peri los. Paßt auf, wie Kraniche Angriffen ausweichen! 

  Als Peri schließlich vorsichtig mit einem Stock versucht, die Kontrahenten auseinander zu halten, wenden sich die Beiden tatsächlich kurz von einander ab und dem Störenfried mit ausgebreiteten Flügeln zu. Doch dann erliegen auch sie Peris Wirkung auf Tiere. Sie unterscheiden den Beschwichtigungsversuch von einem Angriff und setzen unter lautem, hellem Gesang ihr Gerangel fort. 

  Marpesia glaubt ihren Schützlingen die besonderen Fähigkeiten der Kraniche, in der Verteidigung auszuweichen und Angriffe abzuwenden zur Genüge vor Augen geführt zu haben. Nun lenkt sie die Aufmerksamkeit der Kinder auf den Rand des Schwarms. Adonis fallen jetzt in dem Getriebe die Wachen auf, die den Schwarm sichern. Doch da nimmt die enttäuscht zurückkehrende Perithymone seine Aufmerksamkeit in Beschlag. Adonis entgeht zwar, wie die vorher nicht bemerkten Wachen sich unter die anderen auffliegenden Kraniche mischen, dafür kann er Peris Reaktion beobachten. Ihn überrascht, daß die Enttäuschung des Mädchens gar nicht den Kranichen gilt. Im Gegenteil, ihr Verhalten hat deutlich gemacht, daß sie sich wieder einmal nicht an die eigene Absicht gehalten hatte. 

 Warum mußte sie unbedingt versuchen, sich einzumischen? Das wäre auch nicht besser gewesen, wäre ihr Versuch gelungen. Adonis staunt über Marpesias Antwort. Sie rügt den Alleingang, gleichzeitig erkennt sie Peris Hilfeverlangen an. Ihm bleibt nicht verborgen, wie bei dem Mädchen die Selbstreflektion einsetzt. Marpesias Zusatz, sie selbst habe ja Ungehorsam aufgefordert, geht in der Selbstbetrachtung unter und unter lautstarker Anteilnahme der übrigen Kinder. 
Sofort setzt wieder Schweigen ein, als der Schwarm nach einem großen Bogen zurückkehrt, um sich auf den endgültigen Abflug vorzubereiten. Dieses Mal formieren sich die in einer Reihe in den Himmel schießenden Vögel bald zu dem bekannten Winkel. Schließlich ist auch von ihrem Krakeel nichts mehr zu hören. 

   Auf dem Rückweg erzählt Marpesia: Unsere berühmte Stammutter Lysippe hat in der Eleganz des Kranichtanzes Vorbilder für eine Verteidigungstaktik gesehen. Bis dahin waren die Männer für die Verteidigung zuständig. Sie setzten auf Tigerübungen, das Zustoßen des Milans und die Adlerklaue. 
Stolz fügt Perithymone an: Bis alle erfahren mußten, daß sie kaum eine Chance gegen die zierliche Lysippe mit ihrer neuen Technik hatten. Seitdem üben wir beide Kampfarten. So gelang es uns, gegen die mächtigen Nachbarn standzuhalten. Aber nun müssen wir zum Frühstück, merkt ihr nicht, daß auch die anderen Kinder unruhig werden?  

 Nach dem Essen warten dieses Mal die ausnahmsweise vernachlässigten Pferde. Zum Ausgleich bekommen sie gleich im Anschluß besonders viel Zuwendung beim Stiegeln und anschließend noch mehr Bewegung. Adonis fühlt sich, als er wieder vom Pferd steigt, schon wesentlich sicherer. Stolz auf seinen Lernerfolg schwingt sich Perithymone neben ihm aus den Sattel: Weißt du, daß du schon einen ganzen Tag hier bist? 

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